Sei freundlich – oder wie wünschst Du Dir diese Welt?

„Sei freundlich, Du weißt nie wie es in Deinem Gegenüber gerade aussieht.“ Diesen Spruch habe ich irgendwann einmal im großen, weiten Internet gelesen. Heute erinnere ich mich daran.

Ein Mensch, den ich nicht gut kannte, doch von dem ich es – wie viele andere seiner Freund*innen auch – nie angenommen hätte, hat sich entschieden aus dem Leben zu gehen. Ich kann es immer noch nicht fassen. Der Tod ist so abstrakt. Ich hoffe, und es ist verrückt, irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, dass es ihm dort wo er jetzt weilt gut geht. Ich bin traurig über das, was hätte sein können. Über das, was ich mir im Stillen gedacht hatte, aber nie ausgesprochen habe. Vielleicht banale Dinge wie „hey, ich mag Dich“ oder „lass uns was zusammen unternehmen“. Ob es etwas geändert hätte? Wer weiß. Fakt ist, es wird so nicht mehr passieren.

Gleichzeitig bin ich wütend, dass er sich ohne Abschied und ohne Ordnung für seine Hinterbliebenen zu schaffen aus dem Leben geschlichen hat. Und ich habe Sorge, wie viele Menschen noch sich nichts anmerken lassen und ihre „Probleme“ mit sich selbst ausmachen. Wie viele davon sind bei klarem Verstand und können diese Verantwortung tatsächlich für sich übernehmen? Manche Stoffwechselveränderungen wie zum Beispiel bei Depressionen oder bei starkem Untergewicht (Magersucht) führen dazu, dass manche Botenstoffe weniger oder mehr ausgeschüttet werden, Rezeptoren sich zurückbilden und das Gehirn letztendlich nicht mehr so funktioniert wie es funktioneren soll. Wo liegt dann die Grenze zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung, wenn jemand so „normal“ erscheint?

In der Gewaltfreien Kommunikation unterscheiden wir „Macht über jemanden“, wie es für hierachische Systeme wie Militär oder Krankenhaus üblich ist, versus „Macht miteinander“, bei dem jede Person zentriert auf Basis der eigenen Bedürfnisse in erwachsene Verhandlungen mit dem Umfeld geht. Um Misverständnisse vorweg zu nehmen, keine dieser Macht-Versionen ist schlecht. Was wäre mit dem Schwerverletzten, während dessen OP sich die Gesundheitsfachkräfte erstmal über Gefühle und Bedürfnisse austauschen würden… Die schützende Anwendung von Macht wird in dem Kontext häufig im Eltern-Kind-Verhältnis zitiert. Doch im Prinzip kann es auf jede Beziehung ausgeweitet werden, bei der Gefahr im Verzug ist und eine Person einen Wissens- oder Erfahrungsvorsprung gegenüber der anderen hat. Wie empfindest Du das?

Eine liebe Kollegin Monika Adamczyk hat einmal einen wie ich finde lesenswerten Artikel über den Freitod geschrieben, den ich sehr gerne mit Euch teile.