Manchmal bin ich ein bisschen so wie Du?

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Liebe Freund*innen der Kirschblüte,

die trennenden Gräben zwischen meinem Nächsten und mir entstehen in unseren Köpfen. Das ist die beste Voraussetzung für schnell hochkochende Aggressionen auf der Suche nach einem Parkplatz vorm Supermarkt, Abwertung von Andersdenkenden, Hasstiraden im Internet, Beschimpfung oder gar Morddrohungen gegenüber Impfbefürwortern, Verfolgung und Ausgrenzung von Minderheiten, physische und psychische Gewalt in der engsten Familie, Radikalisierung, Kriege zwischen Völkern, Anhängern verschiedener Religionen oder Ländern. Und gerade in diesen Zeiten scheinen diese Gräben immer tiefer zu werden. Es ist so einfach, in „ich“ und „die anderen“ zu unterteilen. „Ich“ bin natürlich ganz anders als die anderen, ich bin richtig.

Was, wenn wir alle gar nicht so verschieden wären? Was, wenn ich manchmal ein bisschen so bin wie Du?

Vielleicht hast Du noch nie einen physischen Krieg ausgefochten, so dass Du sagen könntest: „Schön und gut, aber mich betrifft das nicht. Das sind die anderen, die sich an ihre eigene Nase packen sollten.“ Doch der Krieg kann auch im Kleinen stattfinden. Beispielsweise beim Streit mit dem Nachbarn über den Grenzverlauf des Grundstücks, der zwar rechtlich festgelegt ist, aber das Stückchen Land eigentlich dem Nachbarn zusteht, weil er einfach meint, es stehe ihm zu. Wahlweise „weil er zuerst da war“, „weil er sich besser als ich um das Land kümmert“ oder „weil sein Garten mit dem zusätzlichen Stück Land einfach schöner aussieht“.

Ich lade Dich ein, für Dich selbst zu forschen: welche Gräben gräbst Du? Was erfüllst Du Dir damit? Und an welchen Stellen auf Deiner Seite des Grabens verhälst Du Dich ein bisschen so wie der andere?

Für das neue Jahr wünsche ich allen Erdbewohnder*innen Offenheit und Neugierde zum tiefen Zuhören und die Besinnung auf das, was uns trotz unterschiedlicher Ansichten miteinander verbindet!


Meine Buchempfehlung:
Wie sehr wir Menschen miteinander verwoben sind, zeigt „Der Bastard von Istanbul“ von Elif Shafak auf berührende und beeindruckende Weise. Der Völkermord der Türken an Armeniern ist meines Erachtens nur Platzhalter. Gleichzeitig ist es wichtig um diesen Völkermord herum eine Geschichte zu schreiben, weil es vielleicht einer der unbekanntesten Genozide und niemand frei davon ist. Doch es geht um viel mehr, um das Finden der eigenen Identität nach dem Aufwachsen in zwei Kulturen, um die Schizophrenie einer Gesellschaft (wobei die türkische Gesellschaft m.E. auch ausgetauscht werden kann) und die Selbstbestimmung der Frau.

Mein Filmtipp:
Master Cheng in Pohjanjoki, ein Film von Mika Kaurismäkibei, dem es ebenfalls um die Annäherung zweier Kulturen geht. Der Film ist noch bis Ende Januar in der ARD Mediathek frei verfügbar.

Meine Kreativ-Empfehlung:
Life book 2022 von Tamara Laporte mit vielen anderen Künstler*innen, kreative Persönlichkeitsentwicklung oder Persönlichkeit entwickelt Kreativität? Du erhälst dort wöchentliche Online-Klassen über ein ganzes Jahr für diverse Techniken und Themen. Bis zum 15.1.2022 gibt es noch einen Rabatt von 30%.