Mein erster Waldspaziergang im Hambacher Forst

Es war einmal ein Waldspaziergang an einem sonnigen Sonntag im August. Doch es war kein gewöhnlicher Spaziergang. Über 250 große und kleine Menschen versammelten sich am Kieswerk Collas, um gemeinsam für den Erhalt des Waldes und damit auch für unsere Zukunft zu protestieren. Und es war kein gewöhnlicher Wald. Der Hambacher Forst verzauberte mich mit seiner Schönheit und seiner Geschichte. Die jüngste Geschichte wird gleich dem Netz einer Spinne in Oak-Town gesponnen. In Baumhäusern vielleicht 20 Meter über dem Erdboden. Von Menschen, die an Peter Pan erinnern. Auch wenn sich die ganze Geschichte des Hambacher Waldes wie ein unglaubliches Märchen anhört – ist es kein Märchen. Leider. Weitere Infos hier.

Ich bin wütend.

Wie kann der Abbau von Braunkohle über das Wohlergehen von Natur und letztendlich auch des Menschen gestellt werden? Mit Arbeitsplätzen wird argumentiert. Wirtschaftliche Aspekte. Dabei ist es nur eine kurze Frage der Zeit, bis die Ära der Braunkohle endgültig ausläuft. Zurück bleiben weite Wüstenfelder, wo früher einmal Menschen oder Flora und Fauna in Siedlungen zusammenlebten.

„Rodungsstopp“ lässt der Wind an mein Ohr rauschen wie trockene Blätter in den obersten Baumwipfeln. Eine blasse Erinnerung an Pressemeldungen des letzten oder vorletzten Jahres. Hält sich RWE daran? Der Wind ist still, als bräuchte er seine gesamte Energie, um mit den Achseln zu zucken und unter einem Schneckenhaus nach einer geeigneten Antwort zu suchen. Auch wenn sich RWE an den Rodungsstopp hält…

Wie könnte man einen ganzen Wald zerstören, ohne ihn anzufassen oder zu betreten? Man entzieht ihm das Wasser! Alles legal, weil der angrenzende Braunkohletagebau trocken gehalten werden muss. Dadurch sinkt das Grundwasser. Und alte Bäume, deren Wurzelwerk auf konstant feuchten Boden ausgerichtet ist, können sich nicht anpassen. Sie sterben, während die Feldfrüchte des benachbarten Ackers vermutlich mit genau diesem Wasser versorgt werden.

Wie kann es sein, dass es so vielen Menschen anscheinend EGAL ist? Wir können ohne die Natur nicht überleben. Mit dem Hambacher Forst wird nicht das Weltklima gerettet. Doch der Hambacher Forst ist ein Symbol dafür wie wir Menschen mit unserer Lebensgrundlage umgehen. Statt etwas über 250 Waldspaziergänger*Innen wünsche ich mir 25.000 im Herzen berührbare, verantwortungs- und friedvolle Krieger*Innen. Für die Natur, Menschlichkeit, Diversität und die Zukunft unserer Kinder.

Mir ist es nicht egal – und Dir?